Praxislerntag geht in die zweite Runde

Praxislerntag für Schüler in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit und der Kreishandwerkerschaft Schwerin

Im Schuljahr 2010/2011 führen wir den Praxislerntag mit der Werner von Siemens Schule Schwerin (Schulleiterin Frau Schuldt, AWT-Lehrer- Frau Weber und Herr Holzkamm) und der Astrid Lindgren Schule Schwerin (Schulleiter Herr Metzler, AWT-Lehrer- Frau Klatt und Frau Bartel) durch.

Durch die Schaffung von praktischen Arbeitssituationen im Praxislerntag mit hohem Einbezug außerschulischer Fachkräfte haben wir eine Lernsituation erzeugen können, die mit der Situation im Frontalunterricht nicht zu vergleichen ist. Idealerweise werden in denjenigen Berufen, die in die engere Wahl kommen, praktische Erfahrungen im Rahmen eines Praktikums in den Bildungsträgern gesammelt. Diese erste Phase schafft somit eine allgemeine Orientierungskompetenz über Berufs- und Ausbildungsperspektiven.

Während der Orientierungsphase sollen unsere Schülerinnen und Schüler zunächst ihre eigenen Neigungen, Interessen und Fähigkeiten erkennen und ausprobieren. Dazu eignen sich Potenzialanalysen oder andere Instrumente zur Selbst- und Fremdeinschätzung.

Die Berufsorientierung ist ein Prozess, der dazu dient, die spätere Berufswahl durch Informationen über die Bedeutung und die Anforderungen der Berufsfelder zu unterstützen. Berufsorientierung lässt sich nur durch kompetente Fachkräfte und Institutionen analysieren. Welche Vorstellungen haben die Jugendlichen von einem Ausbildungsberuf? Welche schulischen, körperlichen und sozialen Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Die Berufsorientierung hängt eng mit der Lebensplanung zusammen. So darf der soziale und personelle Zusammenhang mit der unmittelbaren Umgebung des Jugendlichen nicht außer Acht gelassen werden. Im Hinblick auf ihre eigene berufliche Lebensplanung müssen die Jugendlichen die beruflichen Anforderungen mit ihren individuellen Voraussetzungen vergleichen können.

Unabhängig vom Ausgang dieser Prüfung sollten sie sich nicht zu stark auf einen Wunschberuf festlegen. Sinnvoll ist es, wenn sie von vornherein Alternativen einplanen.

Von der Wirtschaft gestellte Anforderungen bzw. Kompetenzen an unsere Schülerinnen und Schüler sind vor allem Zuverlässigkeit, die Bereitschaft Neues zu erlernen und ein gutes soziales Verhalten. Inwieweit für den gewählten Berufswunsch diese Merkmale erfüllt werden müssen, hängt von den konkreten Anforderungen ab. Sowohl die Jugendlichen selbst als auch die Lehrenden müssen die Anforderungen kennen, um ihnen gerecht werden zu können.

Die Entscheidungsphase schließt mit der Erlangung der Fähigkeit zur Erstellung von aussagefähigen Bewerbungsunterlagen ab. In der Schule werden im Rahmen des AWT – Unterrichts und des Deutschunterrichtes vollständige Bewerbungen erstellt.

Viele Jugendliche haben nur sehr eingeschränkte Vorstellungen von der Auswahl der Berufe. So wollen die Jungen KFZ-Mechatroniker und die Mädchen meistens Friseurin oder Kosmetikerin werden. Für uns erstaunlich war, dass viele Jugendliche in die Altenpflege wollten.Und genau hier wollten wir einhaken. Wir haben für unsere Schülerinnen und Schüler die Praktikumsplätze ausgewählt, die zu ihren eigenen Neigungen, Interessen und Fähigkeiten passen. Über unsere wöchentliche Sprechstunde sammeln wir dann weitere Informationen von den Schülerinnen und Schülern, um einen detaillierten Vergleich von Fähigkeiten und Anforderungen für den Berufswunsch zu ermöglichen. Wir überprüfen die Auswahl der Berufswünsche, um alternativ zu überlegen, wie die Voraussetzungen verbessert werden können, um aus dem Berufswunsch Wirklichkeit werden zu lassen.

Unsere Sprechstunde in der Astrid Lindgren Schule Schwerin führen wir jeden Montag von 14:30 bis 15:30 Uhr durch. Die Sprechstunde in der Werner von Siemens Schule Schwerin führen wir jeden Donnerstag von 13:15 bis 14:15 Uhr durch. Die Sprechstunden werden gut von den Schülerinnen und Schülern genutzt. Gleichfalls bietet sich die Sprechstunde auch als gute Kommunikationsmöglichkeit mit den AWT-Lehrern, sowie mit den Schulleitern an.

Wir haben im Schuljahr 2009/2010 mit Schülern der Astrid Lindgren Schule Schwerin in der 2. Orientierungsphase (9. Klasse) insgesamt 35 mal einen Praktikumswechsel durchgeführt. Im Schuljahr 2010/2011 betreuen wir 38 Schüler und Schülerinnen der 9. Klasse der Werner von Siemens Schule SN, die in 38 Betrieben und Institutionen untergebracht sind. Im Schuljahr 2010/2011 der Astrid Lindgren Schule SN sind es 63 Schüler und Schülerinnen der 9. Klasse, die in 53 Betrieben und Institutionen untergebracht sind.

Die Schülerinnen und Schüler sollten in den 19 Praxislerntagen in den Betrieben und Institutionen das Berufsbild kennen lernen, ihre eigenen Fähigkeiten erkennen und sich im Betrieb integrieren. Das Ziel ist, nach Beendigung der Schule dort eine Ausbildung zu beginnen.

Das Gespräch mit der Berufsberaterin der Agentur für Arbeit, Frau Krüger, in der 1. Orientierungsphase (8. Klasse) ergab, dass eine bessere Vorbereitung und Auswahl der Praktikumsbetriebe für die kommenden 9. Klassen nötig ist, um einen zu hohen Wechsel zu vermeiden. Einige Schüler hatten Probleme in der Berufsauswahl. Für die Werner von Siemens Schule ist Frau Stelzer für die Orientierungsphase zuständig, wo wir ebenfalls einen Termin zur Absprache festgelegt haben.

Um den Praxislerntag optimal für unsere Schülerinnen und Schüler zu gestalten, ist es erforderlich, die Jugendlichen persönlich zu begleiten, um ihnen einen ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten entsprechenden Berufswunsch bzw. Praktikumsplatz zu vermitteln.  Alle diese Einflussfaktoren zum Erreichen der Ausbildungsreife sind eng miteinander verwoben und tangieren den Bereich Schule, so dass diese eine zentrale Stellung in dem Prozess erhält.

Das „Nicht formale Lernen“ der 8. Klassen wird im Projekt optimal und innovativ genutzt. Vier Termine haben wir im Schuljahr 2009/2010 sinnvoll für unsere Schüler gestaltet:

 

  1. Unsere Schüler haben bei der IKK Nord unter Betreuung ein Seminar gesunde Ernährung und Sport absolviert.
  2. Der Besuch im Arbeitsgericht ist für unsere Schüler völlig neu. Sie sammeln dort die unterschiedlichsten Erfahrungen. Für wichtig erachten wir hier, unseren jungen Leuten die realistischen Werte unserer Gesellschaft zu vermitteln.
  3. Mit Frau Krüger von der Agentur für Arbeit führten wir eine gemeinsame Beratung und ein vertiefendes Gespräch zu den Berufswünschen und zur Realisierung durch. Als Projektmitarbeiter nahmen wir am Gespräch teil, um für die 9. Klasse gleich den passenden Praktikumsbetrieb zu finden. Durch diese längere Orientierungsphase der 8. Klassen ist es für uns viel effektiver, den richtigen Praktikumsplatz zu finden. Wir vermeiden dadurch auch das häufige Wechseln.
  4. In der Kreishandwerkerschaft Schwerin führten wir ein intensives Bewerbungstraining mit Hilfe des BILSE Institutes durch. Die Schüler konnten anhand von Video-Aufnahmen selbst sehen, wie erfolgreich sie sich im simulierenden Gespräch dargestellt haben. Herr Görtzen von der Agentur für Arbeit, ein sehr kooperativer und kompetenter Ansprechpartner, präsentierte einen Kriterienkatalog der Ausbildungsreife. Eignungstests und das Trainieren von Vorstellungsgesprächen sind unserer Meinung nach ein wichtiges Kriterium für die Ausprägung von Kompetenzen in der Berufsorientierungsphase.

Die Schüler müssen die Praxis bewusst erfahren, um sich daran orientieren zu können. Doch berufliche Chancen entwickeln sich oftmals außerhalb der Erlebniswelt der Schüler, die oft von einer „Spaßwelt“ in den Medien, aber auch von Gleichgültigkeit, Rückzug aus gesellschaftlichen Lebensbereichen und vielen anderen motivationshinderlichen Faktoren, zu denen auch das „Überbehütetsein“ und der Schutz vor „Überanstrengung“ gehört, begleitet wird.

Unsere Betriebe haben den Praxislerntag 2009/2010 mit unterschiedlichen Meinungen aufgenommen, aber zum größten Teil sehr positiv. So wäre nach Auskunft der Betriebe noch mal die Verteilung der Praktikumstage zu überdenken. Zum größten Teil haben wir sehr engagierte Betriebe in den Vermittlungen, die unsere Nachwuchskräfte sehr unterstützt haben.

Um der mangelhaften Ausbildungsreife entgegen zu wirken und die Motivation der Schüler zu stärken, ist es unumgänglich, den Praxisbezug als Berufsfrühorientierung zum festen Bestandteil schon in den Vorabgangsklassen in der Schule zu realisieren. Wir begleiten und betreuen weiterhin über das Projekt die 10. Klassen. Die Nachhaltigkeit ist ein unbedingtes Erfordernis für unsere Schülerinnen und Schüler.

Alle Erfahrungen aus der 8. und 9. Klasse in Bezug auf den Praxislerntag münden in Klasse 10 in den erfolgreichen Übergang in die betriebliche Ausbildung. Die Erfahrungen helfen, vorzeitig Ausbildungsabbrüche vermeiden, so dass unsere Nachwuchskräfte nicht auf der Strecke bleiben.

Elke Balzereit